Digitale Kommunikation zwischen Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen und Apotheken nimmt Fahrt auf
Die digitale Kommunikation im Gesundheitswesen geht einen bedeutenden Schritt: Im Kreis Soest ist die Testphase für ein innovatives Modellprojekt gestartet, das Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen und Apotheken über eine zertifizierte Messenger-App sektorenübergreifend vernetzt. Initiator und Koordinator des Projekts ist die wfg Wirtschaftsförderung Kreis Soest.
Das Ziel des Projekts ist klar: Der Informationsaustausch zwischen den verschiedenen Gesundheitsdienstleistern soll effizienter gestaltet, die Kommunikation im Arbeitsalltag vereinfacht und die Patientenversorgung langfristig verbessert werden. Insgesamt 29 Einrichtungen aus sechs Kommunen im Kreis Soest beteiligen sich in sogenannten Versorgungs-Clustern, bestehend jeweils aus mindestens einer Arztpraxis, einer Apotheke und einer Pflegeeinrichtung.
Im Einsatz ist die TI-Messenger-App des Anbieters Famedly, eine von der Gematik zertifizierte Kommunikationsanwendung für das Gesundheitswesen. Die App wird den teilnehmenden Einrichtungen für die dreimonatige Testphase kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Nach dem erfolgreichen Kick-off im März und gezielten Schulungen im April, startet nun die aktive Erprobung im Alltag, bei der die Anwendung auf „Herz und Nieren“ geprüft wird. Begleitend finden regelmäßige digitale Austauschrunden statt, um Erfahrungen zu teilen, Fragen zu klären und Verbesserungspotenziale zu identifizieren.
Was die Einrichtungen sich von dem Modellprojekt erhoffen, berichtet Dr. Kira Kruse, Allgemeinmedizinerin aus Lippstadt: „Wir erhoffen uns durch die App eine schnellere und einfachere Abstimmung mit der Pflege und den Apotheken – etwa bei Medikationsfragen. Das würde den Praxisalltag entlasten und die Patientenversorgung verbessern.“
Auch aus Sicht der Pflege ergeben sich durch das Modellprojekt vielversprechende Potenziale, erwartet Linda Manske, Ambulanter Dienst Haus Maria in Geseke:
„Die telefonische Abstimmung im Gesundheitswesen kann sehr zeitaufwendig sein – zum Beispiel bei Rückfragen zu einem Rezept für einen unserer Klienten. Eine digitale Chat-Anwendung könnte dies spürbar beschleunigen, ohne Umwege.“
Die organisatorische Leitung und Koordination liegt in den Händen der wfg, die nicht nur die strategische Steuerung übernimmt, sondern auch den Austausch der Einrichtungen fördert. Die Gematik, als nationale Agentur für digitale Medizin, befürwortet das Vorhaben und sieht darin einen wichtigen Schritt zu einer effizienten Kommunikation im Versorgungsalltag der Einrichtungen.
„Das Projekt ist ein wichtiger Praxistest für die digitale Kommunikation im Gesundheitswesen. Unser Ziel ist es, konkrete Mehrwerte und mögliche Hürden im Alltag sichtbar zu machen – und gemeinsam mit den Beteiligten Lösungen zu entwickeln“, sagen die Projektleitungen Laura Humbla und Benedikt Meyer zu Theenhausen von der wfg. „So kann sektorenübergreifende Zusammenarbeit digital wirklich gelingen.“
„Als Wirtschaftsförderung verstehen wir uns nicht nur als Partner der Wirtschaft, sondern auch als Wegbereiter für eine zukunftsfähige und digitale Infrastruktur. Dieses Modellprojekt ist ein entscheidender Baustein, um die Gesundheitsversorgung im Kreis Soest weiter zu verbessern“, ergänzt Markus Helms, Geschäftsführer der wfg.
Die Auswertung der Erfahrungen des Projekts erfolgt kontinuierlich und soll Aufschluss darüber geben, wie der TI-Messenger langfristig in der Versorgungslandschaft integriert werden kann.