Innovationspreis für Digitale Lösung aus Südwestfalen und EN-Kreis – mit IoT und LoRaWAN zur effizienten, nachhaltigen Pflege von Grün– und Sportanlagen
Der Innovationspreis in der Kategorie „Digitalisierung“ des Deutschen Golfsport Verbandes (DGV) im September 2022 ist für den Golfclub Gut Berge Gevelsberg/Wetter e.V. sicherlich nur eine der ersten Auszeichnungen. Denn auf der Agenda hinter der Vision „Der erste Digitale Golfclub“ stehen noch viele gute Ideen und Macher, welche daraus Wirklichkeit werden lassen. Darunter das Beratungsunternehmen MH-Consults aus Gevelsberg, welches auf IoT-Konzepte für Natur und Umwelt spezialisiert ist. Zusammen mit der Hait GmbH, ein Software- und IT-Systemhaus aus Iserlohn, wurde eine IoT-Lösung für Außensportanlagen entwickelt, welches erstmalig beim Golfclub zum Einsatz kommt und als digitaler Service für die Platzpflege einen Beitrag für das nachhaltige Bewirtschaften des mehrere Hektar großen Geländes leistet.
„Bereits während der Ideenphase waren wir eingebunden und konnten auch bei der Auswahl des Förderprogramms und der Antragstellung helfen. Auch wenn Anwendungen für den Sport in meiner Tätigkeit als Produktionsscout eher als “Exot” gelten, so lässt sich das Konzept dieser skalierbaren IoT-Lösung auf viele industrielle Anwendungsbereiche übertragen“, so Markus Kürpick.
Bei dem digitalen Service handelt es sich um IoT-basiertes Dashboard für Betreiber von Rasensportanlagen, welches automatisiert und in Echtzeit Informationen über den aktuellen Zustand der Grünfläche darstellt. Dazu sind Sensoren dezentral in dem Boden auf der Golfsportanlage „Gut Berge“ angebracht und messen kontinuierlich pH-Wert, Boden- und Luftfeuchte, Temperatur und weitere Parameter, aus denen sich Maßnahmen für eine bedarfsgerechte Platzpflege ableiten lassen. Beispielsweise lässt sich so eine effiziente Bewässerung erzielen.
Aus Sicht des Betreibers des Golfplatzes ergeben sich viele Vorteile. „Der Aufwand für die Platzpflege konnte so reduziert werden. Durch das IoT-System sind nun eine bedarfsgerechte Bewässerung und Düngung möglich. Das spart Ressourcen und schont die Umwelt. Auch können zeitaufwändige Sichtkontrollen entfallen, welche aufgrund der Weitläufigkeit von Anlagen dieser Art einen hohen Personaleinsatz erfordern. Die Mitarbeiter können sich nun wichtigeren Aufgaben widmen“. Seit mehr als 10 Jahren kümmern sich Julia Wehberg und Holger Wietschenk um die Platzpflege und Ausstattung der Golfanlage, welche als Teil des Gestüt Gut Berge in Familienbesitz ist.
Die Daten geben auch Aufschluss über Trends, was insbesondere in den trockenen Sommermonaten aber auch in regnerischen Zeiten dafür sorgt, dass sich Maßnahmen frühzeitig planen und effizient steuern lassen. Nicht nur zu Zeiten der Wasserknappheit, zunehmender Starkregenereignisse und des Fachkräftemangels empfiehlt sich daher eine proaktive Vorgehensweise. Die auf Basis einer automatischen Analyse und Interpretation der Sensordaten abgeleiteten Trends liefern wichtige Hinweise zur frühzeitigen Verbeugung von Schäden. Zeit- und kostenintensive Instandhaltungsmaßnahmen können so idealerweise vermieden und Ressourcen eingespart werden.
Als Entwicklungspartner konnte die Hait GmbH aus Iserlohn gewonnen werden. Neben der technischen Expertise ist es auch die Leidenschaft zum Golfsport, welche die Projektpartner um Geschäftsführer Andreas Rittinghaus verbindet. „Zielsetzung für uns ist es den Golfsport in allen Facetten zu digitalisieren und einen echten Mehrwert für Spieler, Betreiber und Greenkeeper zu schaffen. Dabei liegt unser Fokus auf präventiven Pflegemaßnahmen umso nachhaltig Ressourcen einzusparen. Wir sehen noch sehr viel Potential in der Vision vom digitalisierten Golfplatz“.
Das Besondere: Die Konnektivität der Sensoren erfolgt drahtlos über den Funkstandard LoRaWAN, welches eine einfache Integration dieser, dessen Erweiterung und eine hohe Flexibilität der Vorortung erlaubt. Schließlich ist jede Rasensportanlage anders und Betreiber müssen bestenfalls eigenständig auf Ihre lokalen, auch veränderbaren Anforderungen reagieren können. Insbesondere bei weitläufigen Grünanlagen ist eine kabelgebundene Lösung oftmals deutlich teurer oder aufgrund der Topologie gar unmöglich. So auch am Golfclub Gut Berge, welches als reales Testbed schwierige Voraussetzungen für das zu entwickelnde System bot. Umso besser, wenn es dort funktioniert.
Da der Projektpartner MH-Consults aus Gevelsberg über die notwendige Expertise in der Informations- und Telekommunikationstechnik (ITK) verfügt, wurde ein LoRaWAN Netz bereits mit Projektstart prototypisch installiert, umfassend getestet und anschließend als Festinstallation in Betrieb genommen.
„Das entwickelte System kann für unterschiedlich genutzte Rasenflächen, Sportplätze und auch in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Interessierte können gerne zu uns an den Golfclub kommen und sich anschauen, wie gut das Dashboard, die Sensoren und das LoRaWAN funktionieren“, so Meinolf Haarhaus, Präsident des Golfclub Gut Berge.
Zukünftig soll das System um Funktionen erweitert werden, welche das Kundenerlebnis steigern und Zugleich für eine höhere Sicherheit sorgen. Ein kleiner Einblick in die Digitalisierungs-Roadmap? Gewitter-Warnanlage, Notfallauslöser mit Standortübermittlung, UV-Intensität, CO2-Ampeln mit Luftreiniger und vieles, vieles mehr.
Markus Kürpick ist Mitarbeiter der wfg Kreis Soest GmbH und als Produktionsscout im Projekt „Produktion.Digital.Südwestfalen“ tätig. Weitere Partner des Projektes sind die EN-Agentur und GWS im Märkischen Kreis mbH. Die Fördermittelberatung erfolgte in Zusammenarbeit mit der EN-Agentur. Das Projekt wurde aus Mitteln des NRW-Förderprogramms „Mittelstand Innovativ und Digital – Modul: Digitalisierung“ gefördert.
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